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Dies ist der zehnte Beitrag von Lesern
der S+W-Seiten zum Thema "Wie wurde ich
S+W-Fan?". Alle Leser sind herzlich
eingeladen, auch ihre persönlichen
Erinnerungen per
Mail an den Verwalter dieser Seiten
einzusenden!
Meine Lieblings-Geschichte aus dem
Vandersteen-Universum ist die Wastl-Geschichte
"Das eiserne Heinerle".
Die Geschichte ist wirklich eine wunderschöne
Mischung aus Spannung, Humor,
zeichnerischem Können, Fantasie und sehr viel
"Carinho" (in Deutsch gibt es
kein geeignetes Wort hierfür,
"Zärtlichkeit" trifft es
nicht ganz, das Adjektiv "liebevoll" kann das
nicht existierende Substantiv
am besten beschreiben).
Ich kann mich immer noch
sehr gut an die Schluß-Szene erinnern.
Es ist kein "Friede, Freude, Eierkuchen"-Ende
und deswegen ist es wohl auch so
faszinierend für mich gewesen, daß
die Geschichte noch immer in meinem
Gedächtnis eingeprägt war.
Sehr sensibel und voller Hoffnung, daß sich
die Welt zum Besseren wenden kann.
Ich habe diese Geschichte nur ein einziges
Mal gelesen.
Meine Mutter ist 1968 sehr stark erkrankt und
mußte in eine Klinik. Freunde
meiner Eltern aus Bonn nahmen mich und meine
jüngere Schwester für acht
Wochen auf, es war um die Osterzeit. Das bedeutete
für mich und Astrid,
meine kleine Schwester, die damals 6 Jahre alt war,
eine grosse Umstellung,
denn wir besuchten damals auch in Bonn die
Grundschule. Ich war in der
dritten Klasse. Es war aber auch eine der
schönsten Zeiten in unserer Kindheit,
an die wir uns mit sehr viel Freude und Lachen
zurückerinnern.
Eine Nachbarin dieses befreundeten Ehepaares hatte
eine ältere Tochter, die
großer Comic-Fan war und uns mit ihrem
Lesestoff versorgte. Das war
große Klasse! Nie wieder hatte ich so
günstig einen großen Fundus
hochinteressanter Lektüre zur Verfügung.
Darunter waren auch die
entsprechenden Felix-Nummern mit dem
"Eisernen Heinerle" sowie Buffalo Bill,
Lasso und Bessy.
Meine Eltern standen in dieser Zeit den Comics sehr
skeptisch gegenüber.
"Teufelsliteratur" war eines der gängigen
Begriffe, mit denen man die
Comics abkanzelte. Mein Vater gestattete uns,
Bessy zu lesen, während jedoch
"Lasso" nicht seinen Segen fand. Wenn ich die
heutigen Superhelden-Hefte
sehe, mit Helden, deren Ethik doch mehr Mittel
zum Zweck ist, finde ich
die Superman- und Batman-Stories von damals
geradezu ritterlich, heroisch. Astrid
sagte sogar einmal, dass diese Hefte einen
unheimlich hohen moralischen
Anspruch hatten. Der Superheld war trotz seiner
Kräfte dem Gesetz
untergeordnet, das Töten von Lebewesen war
für die Superhelden völlig
ausgeschlossen, es gab Schwüre. Und das in
einer Zeit des Kalten Krieges,
in der die Menschheit einige Male auf der Kippe stand.
Ich denke auch, daß ich durch die Comics
sehr viel Anregungen bekommen
habe, mich mit Geschichte und Welt-Literatur
zu befassen. Bei letzterem sind
vor allem die Lustigen Taschenbücher,
Donald- und Micky-Geschichten zu
erwähnen, die klassische Vorlagen zu einer
abenteuerlichen Geschichte
heranzogen. Ich habe eine "1" in Musik bekommen,
weil mir die Micky-Story
"Der Zauberlehring" aus Fanatasia Bild für
Bild im Kopf war. Das Thema war
damals "Programm-Musik" und ich konnte die
Bilder des Comics genau den
einzelnen vorgespielten Passagen der Musik
zuordnen und somit die Musik
in einer Klassenarbeit genau analysieren.
Weitere Beispiel sind "Der Kurier
des Zaren" oder "Die Elenden" von Victor Hugo.
Das ruft sehr viel Interesse
beim Leser hervor, wenn die Story spannend und
fanatasievoll war, und
animiert dazu, sich auch einmal mit dem Original
auseinanderzusetzen.
Bei der Geschichte erinnerte ich mich an die
Blueberry-Stories in Zack und
die Berichte über den Amerikanischen
Bürgerkrieg, was mich unheimlich
interessierte und wo ich dann auch sehr viele
eigene Recherchen anstellte.
Ich habe auch immer noch den Plan, ein Buch
über die Superman-Serie Anfang
der Siebziger zu schreiben. Ich habe mir
letztes Jahr die Jahrgänge von
1971 bis 1973 komplett gekauft. Das war ein
Geschenk an mich selbst nach sehr viel
harter Arbeit.
© für den Text
Thomas Scherzberg,
redaktionell bearbeitet
von
Manfred Härtel
Letzte Aenderung: 20.06.2018, 14:22 Uhr
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