Fan-Historie von Thomas Scherzberg

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Dies ist der zehnte Beitrag von Lesern der S+W-Seiten zum Thema "Wie wurde ich S+W-Fan?". Alle Leser sind herzlich eingeladen, auch ihre persönlichen Erinnerungen per Mail an den Verwalter dieser Seiten einzusenden!


Meine Lieblings-Geschichte aus dem Vandersteen-Universum ist die Wastl-Geschichte "Das eiserne Heinerle".

Die Geschichte ist wirklich eine wunderschöne Mischung aus Spannung, Humor, zeichnerischem Können, Fantasie und sehr viel "Carinho" (in Deutsch gibt es kein geeignetes Wort hierfür, "Zärtlichkeit" trifft es nicht ganz, das Adjektiv "liebevoll" kann das nicht existierende Substantiv am besten beschreiben).

Ich kann mich immer noch sehr gut an die Schluß-Szene erinnern. Es ist kein "Friede, Freude, Eierkuchen"-Ende und deswegen ist es wohl auch so faszinierend für mich gewesen, daß die Geschichte noch immer in meinem Gedächtnis eingeprägt war. Sehr sensibel und voller Hoffnung, daß sich die Welt zum Besseren wenden kann.

Ich habe diese Geschichte nur ein einziges Mal gelesen. Meine Mutter ist 1968 sehr stark erkrankt und mußte in eine Klinik. Freunde meiner Eltern aus Bonn nahmen mich und meine jüngere Schwester für acht Wochen auf, es war um die Osterzeit. Das bedeutete für mich und Astrid, meine kleine Schwester, die damals 6 Jahre alt war, eine grosse Umstellung, denn wir besuchten damals auch in Bonn die Grundschule. Ich war in der dritten Klasse. Es war aber auch eine der schönsten Zeiten in unserer Kindheit, an die wir uns mit sehr viel Freude und Lachen zurückerinnern.

Eine Nachbarin dieses befreundeten Ehepaares hatte eine ältere Tochter, die großer Comic-Fan war und uns mit ihrem Lesestoff versorgte. Das war große Klasse! Nie wieder hatte ich so günstig einen großen Fundus hochinteressanter Lektüre zur Verfügung. Darunter waren auch die entsprechenden Felix-Nummern mit dem "Eisernen Heinerle" sowie Buffalo Bill, Lasso und Bessy.

Meine Eltern standen in dieser Zeit den Comics sehr skeptisch gegenüber. "Teufelsliteratur" war eines der gängigen Begriffe, mit denen man die Comics abkanzelte. Mein Vater gestattete uns, Bessy zu lesen, während jedoch "Lasso" nicht seinen Segen fand. Wenn ich die heutigen Superhelden-Hefte sehe, mit Helden, deren Ethik doch mehr Mittel zum Zweck ist, finde ich die Superman- und Batman-Stories von damals geradezu ritterlich, heroisch. Astrid sagte sogar einmal, dass diese Hefte einen unheimlich hohen moralischen Anspruch hatten. Der Superheld war trotz seiner Kräfte dem Gesetz untergeordnet, das Töten von Lebewesen war für die Superhelden völlig ausgeschlossen, es gab Schwüre. Und das in einer Zeit des Kalten Krieges, in der die Menschheit einige Male auf der Kippe stand.

Ich denke auch, daß ich durch die Comics sehr viel Anregungen bekommen habe, mich mit Geschichte und Welt-Literatur zu befassen. Bei letzterem sind vor allem die Lustigen Taschenbücher, Donald- und Micky-Geschichten zu erwähnen, die klassische Vorlagen zu einer abenteuerlichen Geschichte heranzogen. Ich habe eine "1" in Musik bekommen, weil mir die Micky-Story "Der Zauberlehring" aus Fanatasia Bild für Bild im Kopf war. Das Thema war damals "Programm-Musik" und ich konnte die Bilder des Comics genau den einzelnen vorgespielten Passagen der Musik zuordnen und somit die Musik in einer Klassenarbeit genau analysieren. Weitere Beispiel sind "Der Kurier des Zaren" oder "Die Elenden" von Victor Hugo. Das ruft sehr viel Interesse beim Leser hervor, wenn die Story spannend und fanatasievoll war, und animiert dazu, sich auch einmal mit dem Original auseinanderzusetzen.

Bei der Geschichte erinnerte ich mich an die Blueberry-Stories in Zack und die Berichte über den Amerikanischen Bürgerkrieg, was mich unheimlich interessierte und wo ich dann auch sehr viele eigene Recherchen anstellte.

Ich habe auch immer noch den Plan, ein Buch über die Superman-Serie Anfang der Siebziger zu schreiben. Ich habe mir letztes Jahr die Jahrgänge von 1971 bis 1973 komplett gekauft. Das war ein Geschenk an mich selbst nach sehr viel harter Arbeit.

© für den Text Thomas Scherzberg, redaktionell bearbeitet von Manfred Härtel

Letzte Aenderung: 20.06.2018, 14:22 Uhr

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